Mittwoch, 15. Oktober 2014

un accent français.

Meine Französischlehrerin erzählte immer mit Hingerissenheit von den Schlössern der Loire. Ich kann mich bis heute noch sehr gut an die Abbildungen im Lehrbuch erinnern: ein kleines Schloss inmitten einer Grünfläche und am Ufer eines stillen Flusses. Seit Jahren schwebte es mir vor, einmal dorthin zu fahren. Man beachte die Vergangenheitsform!


Am Freitagabend trafen sich, mein Herz und ich, vor einem Karussel in La Défense, um in einem schicken roten Irgendwas auf vier Rädern nach Saint Viatre zu kutschieren.Im Dunkeln trafen wir bei Monsieur Jagdbegeistert und Madame Konfitürenqueen ein. Ein Zimmer, wenn nicht kitschig, dann romantisch bis schräg (ein Kühlschrank, Teetassen und Café standen im Zimmer der Toilette... wenn es mal wieder länger dauert...). Doch das kuschlige Ambiente zauberte selbst meinen Zynismus weg und ließ sich von Kissen & Decken & Tee einwickeln.


Am Samstag besuchten wir Chambord, ein wunderschönes château, in dem so manche Herrscher seine Urlaube verbracht haben soll. Von außen sah es wie ein russisches Puppenhaus aus, verspielt, mystisch. Innendrin jedoch hätte ein schwuler Innendekorateur nicht geschadet. Die Magie des Schlosses geht allerdings von seiner berühmtesten Wendeltreppe aus: es sind zwei Wendeltreppen, die ineinander verdreht sind.. Wenn also zwei Personen je eine nehmen und nach oben laufen, können sie sich zwar sehen, aber nie aufeinandertreffen. Wer braucht da schon Julias Balkon?!
Nach einem langen Spaziergang und Cidre genießen ging es am späten Nachmittag nach Blois. Auf der Hinfahrt kam ich nicht umhin mich zu fragen: Wie heißen wohl die Einwohner dieser Stadt? Bloisaux? Bloisoise? - und kicherte dabei herzlich. Zur Stille brachte mich dann letztendlich nur der Blick von der wunderhübschen Kathedrale auf die Loire und die Stadt bei Nacht.


 
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Chartres. Dabei genoss ich es ebenfalls den Namen der Stadt mit einem affektierten französischen accent vor mich her zu plappern: Scharrrtrö :) In einem kleinen italienischen Pastareich wurde ich dann allerdings von einer brasilianischen Chica unterbrochen, die auch hätte Marktschreier werden können. Sie brüllte wahrhaftig durch das ganze Restaurant und aus war es mit Romantik à la Verdi & Pesto. Natürlich mussten wir danach in die Kathedrale und trotz Gewitter auf den Kirchturm hinauf (was nach dem ganzen Gefuttere auch wirklich notwendig war). Gleichzeitig wichen wir dabei ca. 300 Pfadfinderkindern aus, die bei Hostien und in schicken Mützen Jesus ansangen. Diese Szene erinnerte mich an ein Buch, das ich als Jugendliche gelesen habe (leider weiß ich nur noch das der Einband grün war und es bei meinem Papa im Buchregal steht). Dabei ging es um zwei junge polnische Mädchen. Die Hauptfigur schürfte sich immer die Knie auf dem kalten Kirchenboden auf...



Dann ging es wieder nach Hause. Nach Paris. Zu Matrosenpullis und schwarzer Jacke vor grünen Vorhängen.




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