Montag, 14. Oktober 2013

Un chemin long.

  1. Wenn ein Schauspieler ein Akkordeon zückt und sich sein Kumpane nackt auszieht, dann mache die Augen zu.
  2. Wen will ich wirklich kennenlernen und wie durchbreche ich Mauern?
  3. Warum fällt nur zu spät ein, was man hätte sagen können?
  4. Aida, Philip Jordan, Olivier Py – gewaltig, symbolisch, zum Glück tomatenlos.
  5. Neue Brille – gestern hübsch, heute bäh.
  6. Wie sollen sich zwei Herzen verständlich machen?


    Es war eine kalte Woche. Sie fing fröstelnd an; ein Deprimiertsein kroch die Zehen nach oben. Müdigkeit, Sensibilität mit Nachgeschmack – da halfen weder gelbe Mütze, noch Café mit Freundin. Die Herbstangst. Wenn etwas neues angefangen hat und der Berg an Forderungen ohne Spitze scheint. Hoch oben in den Wolken und von Nebel bedeckt. Igitt. Da schlich sich der Mut unter die Bettdecke. Und dazu auch noch Regen.
    Ein Wutnachricht geschrieben. Rage auf medialisierte, hochgeputschte Theaterstücke, die nur in den Zeitungen Einhalt finden, weil X mit Y bekannt ist. Und der Text? Und die Botschaft? Und der kreative Gedankenschweiß? Kopfschütteln über ein großbürgerliches Sichbreitmachen in einem Quartier, das auch ohne Möchtegernkünstler auskommen sollte. In einem stetigen Lernprozess, in einem Geben und Nehmen, teilen und reichen, wessen Meinung zählt? Wem sollten wir Vertrauen schenken?

     
    Was lassen wir einnehmen? Wir nennen es Demokratisierung der Kultur, doch die Waage auf der sich die dazugehörigen Werte befinden, wird von finanzieller Abhängigkeit nach unten gezogen. Es ist wie damals auf dem Spielplatz. Das Kind kann nicht von der Wippe herunter, weil es jemand oben festhält. „Haha, seht her, mein Triumph!“ Dabei sollte es gemeinschaftlicher Spaß sein. Wippvergnügen war es für jenen, der die Kontrolle hatte, oder für den anderen mit der besseren Aussicht? Im Dispositiv Kultur – Finanzen, wer bekommt da welchen Platz auf der Wippe?


    Lasst mich einen Artikel der Libération hier einfügen, der neulich erschien. Es ging um eine im Gefängnis und von den Insassen aufgebaute Ausstellung. Der Text sprach von den präsentierten Werken, den unterstützenden Kuratoren, den Erlebnissen der Eingeschlossenen und ihrer Verbindung zu dieser Arbeit.
    So ist es immer wieder ein Ereignis in eine unbekannte Welt zu tauchen. Ein Buch zu lesen und das Gefühl zu haben, den Stift selbst zu halten. Vor einem Gemälde zu stehen und es umarmen zu wollen. Dies sind friedliche Momente. Und der Artikel, oder viel mehr die Vorstellung wie die Insassen wohl ihren Familien mit erhobenem Haupt durch die Ausstellung verhelfen sollten, ließ mich für einen kurzen Augenblick lächeln. Die Idee, wie Enttäuschung, Unverständnis, mal von den Schultern der Angehörigen fällt und sie gemeinsam etwas erleben können, ließ mich nicken. Positiv. Doch, der Moment war kurz. Die Frage, ob es Menschen gibt, die an diesem Lernprozess aufgrund ihrer Fehler ausgeschlossen werden sollten, ließ mich nicht mehr los.. Bis heute nicht. Wir sprechen von Vergebung, Nachtragendsein, der Vergabe zweiter Chancen. Und wenn wir dies nicht können?


    Wir wollen eine erreichbare Welt. Ohne Türen. Doch, sollten wir nicht trotzdem entscheiden können, wen wir unter welchen Umständen zu uns hinein bitten? Kultur für alle, Kennenlernen für jeden. Freie Wahl. Doch wer schafft diese Möglichkeiten und wie können wir sie so gestalten, das die Wippe ausgeglichen ist ...


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